Filmkritik: Monster (dt: die Unschuld)
- Joshua Grabbe

- 8. März 2024
- 2 Min. Lesezeit
Das Kinojahr hat kaum begonnen und schon habe ich genug Filme gesehen, die eine absolute Empfehlung sind, dass ich jetzt schon selbstbewusst sagen kann: 2024 ist ein gutes Jahr für den Kinofilm. Aber zwischen dem Spektakel eines Dune Part 2, der Stilsicherheit eines Poor Things und der moralischen Gewalt von Zone of Interest, ist es ein ganz anderer Film, den ich euch ans Herz legen möchte. Monster (im deutschen “Die Unschuld”) ist der neuste Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Kore-eda. Dieser hat sich bereits mit Dramen wie Shoplifters und Broker einen Platz in meinem Herzen gesichert und das Feuchtigkeitslevel meiner Augen drastisch erhöht. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an sein neuestes Werk. Monster startet am 21.März in den deutschen Kinos und warum er definitiv auf euren Merkzettel gehört erfahrt ihr hier!
Monster (dt: die Unschuld) (2023: Hirokazu Kore-eda)
Zur Story weiß man am besten so wenig wie möglich und deshalb sei nur soviel gesagt. Eine Mutter bemerkt, dass sich ihr Sohn Minato komisch verhält. Nach mehrmaligem Nachfragen erfährt sie, dass ein Lehrer verantwortlich ist. Daraufhin eilt sie in die Schule, um diesen zur Rechenschaft zu ziehen. Aber es ist nicht alles so, wie es scheint.

Gibt es nur eine Wahrheit?
Kore-eda erzählt seinen Film im Rashomon Prinzip aus verschiedenen Sichtweisen und fügt der Geschichte so immer wieder ein neues Puzzleteil hinzu. Dabei hat der Film zu Beginn etwas Startschwierigkeiten, so wirken manche Charaktere und ihre Handlungen etwas absurd und schwer nachvollziehbar. Doch mit fortlaufender Geschichte fügen sich auch diese Teile zusammen und ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Dabei werden Themen wie Schuld und Liebe auf so nahbare Weise erzählt, dass jede Wendung einen starken emotionalen Abdruck hinterlässt. Das liegt auch an den tollen Darsteller*innen, im Besonderen die der beiden Kinder Minato und Yori. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, hier Schauspielern zuzusehen, sondern zwei echten Kindern, die ihr Glück in dieser Welt finden wollen. Hier wird auch klar, dass jede/r in seiner/ihrer eigenen Welt lebt und dabei vor allem Kinder mit den Konsequenzen einer Realität leben müssen, die Erwachsene für sie erschaffen.

Durch seine Erzählweise wirkt Monster etwas länger, als er eigentlich ist. Das ist aber ausnahmsweise hier positiv herauszustellen, denn die Bilder die Ryūto Kondō (ebenfalls bei Shoplifters an der Kamera) sind wunderschön anzusehen und fügen sich perfekt in die Geschichte ein. Gemeinsam mit dem gelungenen Schnitt erschafft der Film einen Bilderfluss, der selbst ohne die tolle Story schon eine sogartige Wirkung erschafft. Untermalt wird das Ganze von einem passenden Soundtrack, der gerade zu Beginn viel andeutet und dadurch schon aufzeigt, dass es hier nicht nur die eine Sichtweise gibt. Und auch das ist eine der zentralen Aussagen, denn meistens kennen wir nur eine Wahrheit der Geschichte.
Monster ist meisterhaftes Kino, mit tollen Darsteller*innen, wunderschönen Bildern und einer Story, die ans Herz geht. Auch die kleinen Längen in der ersten Hälfte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kore-eda hier wieder einen Film geschaffen hat, der für immer einen Platz in meinem Herz haben wird. Wer cleveres Storytelling und hoffnungsvoll trauriges Kino mag, wird hier mit einem Film belohnt der noch lange nach dem Kinobesuch nachwirkt.




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