Horror-Monat August
- Joshua Grabbe

- 28. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Normalerweise tauchen Horrorfilme vermehrt im Herbst in den Kinos auf. Gerade um Halloween erwartet man doch einen gruseligen Film der einen in Stimmung für die kommende dunkle Jahreszeit bringt. Dieses Jahr scheint aber allgemein mehr im Zeichen des Horrors zu stehen und besonders der August sticht heraus und bietet ein paar Horror-Perlen die man nicht verpassen sollte.

Noch am wenigsten Horror dafür umso schockierender ist der Gewinner des Jury-Preis in Cannes: Sirat. In Sirat ist ein Vater zusammen mit seinem Sohn auf der Suche nach seiner Tochter die zuletzt in Marokko gesehen wurde. Die Suche führt die beiden auf einen Rave mitten in der Wüste. Als in Marokko dann ein Krieg ausbricht wird die Reise der beiden zu einer nervenzerrenden Odyssee. Dabei schafft es Sirat auf mehreren Ebenen zu packen. Die Charaktere sind interessant und zeigen Aussteiger aus der Gesellschaft die ihre eigenen persönlichen Traumata gemeinsam und mithilfe der Musik verarbeiten. Die Musik wirkt in Sirat allgemein wie ein eigener Charakter. Roher Techno schallt aus großen Lautsprechern in die Wüste und harmonisiert mit den trockenen Bildern der Hitze. Der Soundtrack der zu großen Teilen aus Songs des Berliner Produzenten Kangding Ray besteht, erzeugt eine unglaubliche Sogwirkung und vermittelt trotz der dunklen Klänge eine nachvollziehbare Heilwirkung von Musik. Doch sobald man sich mit von den Bildern und der Musik hat vollkommen einnehmen lassen, bricht Sirat mit schockierenden Momenten über einen herein. Diese gehen durch Mark und Bein und werden sicher die Geister scheiden. Was aber sicher ist: Sirat ist ein stimmungsvoll inszenierter Film, mit tollem Sound und glaubwürdigen Darsteller*innen. Nur für Schwache Nerven ist er nichts.
Schon etwas mehr Horror ist Zach Creggers neuer Film Weapons. Nachdem er mit Barbarian gezeigt hat, dass er zumindest die erste Hälfte eines Films sicher inszenieren kann, war die Hoffnung groß, dass diesmal der gesamte Film die Qualität halten kann. Die klare Antwort: Ja! Dabei ist Weapons weniger Horror als noch Barbarian sondern ein gelungener Genremix. Als eines Nachts um 2:17 alle Kinder einer Schulklasse aus ihren Betten steigen und jeweils alleine in die Nacht rennen. Ist eine gesamte Kleinstadt von diesem Ereignis verstört und versucht herauszufinden was geschehen ist. Der Lehrerin der Klasse wird vorgeworfen, dass sie doch etwas wissen müsste. Schließlich ist sie das verbindende Element zwischen all diesen Kindern. Dieses Geheimnis ist auch das was den Film über große Teile trägt. Auch dass die Geschichte in ihrer Erzählperspektive springt macht das aufdecken des Geheimnisses umso interessanter. Hier ähnelt der Film dann Werken wie Rashomon, Magnolia oder dem relativ neuen Monster. So wie der Film in der Perspektive springt, so wandert er auch durch verschiedene Genres. Neben Horror, Mystery-Thriller und Drama, fühlt er sich in Teilen auch fast wie eine Komödie an. Bis einem das Lachen dann doch wieder im Hals stecken bleibt. Zac Cregger ist mit Weapons einer der interessantesten Filme des Jahres gelungen, der von der ersten bis zur letzten Minute fesselt und dabei sogar verschiedene Interpretationen zulässt.
Von einer positiven Überraschung zu einer kleinen Enttäuschung. Nach ihrem Debüt Talk to Me, haben die Philippou Brüder nun einen neuen Horrorfilm herausgebracht. Bring Her Back handelt von einem Geschwisterpaar die nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters zu Waisen werden und von einer Pflegemutter aufgenommen werden. Diese scheint aber ein dunkles Geheimnis zu haben und auch das andere von ihr gepflegte Kind verhält sich seltsam. Inszenatorisch bekommt man hier einiges geboten, wo die Philippous in Talk to Me schon starke Bilder für ihre Story fanden, setzen sie hier nochmal einen drauf. Selten sah ein digitaler Film für mich so stimmig aus und auch das Editing findet immer wieder interessante Wege die einzelnen Szenen miteinander zu verknüpfen. Dazu kommen starke Schauspielleistungen, die vor allem bei den noch unbekannten Kinderdarsteller*innen umso beeindruckender sind und Body Horror der sich einem mit krassen Bildern in den Kopf bohrt. Warum bin ich also trotzdem etwas enttäuscht? Weil Bring Her Back sein Mysterium leider schon in den ersten 15 Minuten lüftet und dadurch viel an Spannung verliert. Der Fokus liegt dann eher auf der emotionalen Komponente und dem überliegendem Thema der Trauerbewältigung. Dabei schafft es der Film aber leider nicht mich wirklich emotional zu packen, da die Figuren teils sehr unglaubwürdig handeln oder dann doch etwas zu überzeichnet sind um mich emotional zu packen. Bei einer zweiten Sichtung kann ich mir aber vorstellen, dass Bring Her Back aber nochmal wesentlich besser funktioniert. Denn toll sieht er auf jeden Fall aus!
Zum Abschluss noch ein Film von dem ich erwartet habe, dass er mich enttäuscht und mit dem dann das Gegenteil passiert ist: Together. Dabei möchte ich nicht auf die Kontroverse eingehen die den Film umgibt, ob das Drehbuch in Teilen geklaut wurde. Dazu kann man sich gut einlesen und seine eigene Meinung bilden. Denn egal wie man darauf blickt muss man am Ende eines sagen: Der Film ist gut gelungen! In Together spielen Alison Brie und Dave Franco ein Paar (die beiden sind auch im echten Leben ein Paar und das merkt man dem Film auch an), das zusammen aus der Stadt in ein Haus in einer Kleinstadt zieht. Er ist damit nicht ganz so zufrieden und auch sonst kriselt es etwas in ihrer Beziehung, Sich nach langer Zeit zu trennen ist aber schmerzhaft und so gehen die beide die neue Herausforderung an. Nachdem sie unfreiwillig eine Nacht im nahegelegenen Wald verbracht haben, bemerken sie aber eine unnatürliche Anziehungskraft zwischen ihren Körpern und langsam beginnen sie miteinander zu verwachsen. Das ganze legt die Grundlage für einen Bodyhorrorfilm mit schmerzhaften Effekten, ein paar echt gruseligen Szenen und sogar ein paar Lachern die sich zwar nicht immer aber meistens gut in den Film einfügen. Eine besonders clevere Story sollte man hier zwar nicht erwarten, aber das vermisst man bei Together kaum, da er mit vielen Ideen um die Ecke kommt um aus der grundlegenden Prämisse viel heraus zu holen. Auch auf metaphorischer Ebene bietet er genug um den Film aus der Masse herauszuheben und geht dabei vor allem Beziehungen an und das eine Trennung nur umso schmerzhafter sein kann umso länger man wartet.




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