Internationales Frauen Film Fest 2024
- Joshua Grabbe

- 14. Mai 2024
- 3 Min. Lesezeit
Dieses Jahr hat wieder das IFFF in Dortmund und Köln stattgefunden. Dort wurden interessantere Filme von weiblichen und nonbinären Filmemacher*innen gezeigt. Ich war für nostromo in Köln unterwegs und sage euch jetzt wie die Filme waren, die ich gesehen habe.
Fokus: Rage und Horror
Dieses Jahr lag einer der Schwerpunkte auf der Wut von Frauen und der Möglichkeit des Horrorfilms diese Darzustellen und eine kathartische Wirkung zu erzeugen. Im Rahmen dessen wurden 12 Filme gezeigt, von denen ich mir drei angesehen habe. Und auch wenn alle drei interessante Ansätze hatten, so bin ich dann doch nicht so richtig mit ihnen warm geworden. Aber was habe ich eigentlich gesehen?

Gestartet ist das Festival für mich mit Prevenge eine Horrorsatire von und mit Alice Lowe. In dieser hört eine schwangere Frau die Stimme ihres noch ungeborenen Kindes und dieses drängt sie dazu Morde zu begehen. Das klingt erstmal herrlich quatschig und ist das auch immer mal wieder. Aber richtig entscheiden was dieser Film sein soll, konnte sich Alice Lowe wohl nicht, denn tonal schwankt dieser zwischen Comedy und Thriller und trifft dabei nicht immer die richtigen Töne. Auch die Entscheidung die Stimme des Kindes hochzupitchen und Hall draufzulegen irritierte und ließ mich etwas den Kopf schütteln. Aber interessante Momente lassen sich durchaus erkennen und sowohl die Atmosphäre als auch die Inszenierung mancher Kills möchte ich lobend erwähnen.

Weitere Filme (die ich gesehen habe) aus der Reihe Rage und Horror waren Hellbender und Perpetrator. Und auch diese beiden Filme bieten durchaus interessante Ansätze und lassen sich vor allem mit Blick auf ihr Budget als beeindruckende Werke verstehen. So ist Hellbender ein Familienprojekt und alle Rollen vor und Hinter der Kamera wurden von Mitgliedern der Familie Adams übernommen. Was dann als interessante Coming of Age-Hexengeschichte beginnt, verliert sich zu sehr in dem Drang "cool" sein zu wollen und untergräbt dadurch die selbsterzeugte Wirkung der vorangegangenen Bilder.

Perpetrator teilt leider ein ähnliches Schicksal. Auch hier wirken die Grundidee und die anfänglichen Erzählstränge als könnte einem hier eine kleine Horrorperle entgegenkommen. Diese biegt leider ein paar Abfahrten zu früh ab und findet erst kurz vorm Ziel wieder etwas zurück auf die Straße. Die 18-jährige Jonny entdeckt an ihrem 18. Geburtstag, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Als an ihrer neuen Schule dann auch noch regelmäßig Schülerinnen verschwinden, beschließt sie dem auf dem Grund zu gehen. Leider vergisst der Film selbst oft diese durchaus spannende Grundthematik und tritt viel zu lange auf der Stelle rum, bis es am Ende schnell gehen muss und ohne Rücksicht auf die Logik, das ganze zu einem Ende geführt wird.
Wie vielleicht auffällt, haben die Filme bei mir leider keinen Nerv getroffen, Fairer Weise muss ich aber zugeben, dass viele andere Personen im Saal wesentlich mehr Spaß mit eben diesen hatten. Und vielleicht gehörst du ja auch dazu!

Georgie (OT: Scrapper)
Einen anderen Film möchte ich euch aber unbedingt ans Herz legen und zwar Georgie con Charlotte Regan. In diesem lebt die Titelgebende 12-jährige Georgie alleine in einem Appartement am Rande von London. Seitdem ihre Mutter gestorben ist, gaukelt sie dem Jugendamt vor, ihr Onkel würde mit ihr zusammen wohnen und sich um sie kümmern. Plötzlich steht jedoch ihr Vater vor der Tür und will sich um seine Tochter kümmern , die er nie kennen gelernt hatte. Daraufhin entwickelt sich eine liebenswerte Geschichte über Trauer und die Beziehungen die wir im Leben haben. Insgesamt lässt sich der Film als eine Mischung aus the Florida Project und Aftersun beschreiben, der vielleicht nicht alles neu erzählt und auch nicht die realistischste Geschichte erzählt, dafür aber mit liebenswerten Charakteren punktet und auch emotional die richtigen Tasten drückt. Charlotte Regan findet die richtige Balance zwischen komödiantischen und emotionalen Elementen. Mit Lola Campbell ist ihr auch ein Glücksgriff gelungen, denn die Kinderdarstellerin spielt ihre Rolle so glaubwürdig und charmant, dass ihre Performance schon einen großen Teil des Filmes trägt.
In Deutschland hat der Film leider keinen Kinostart und in UK ist er bereits gelaufen. Es ist wahrscheinlich, dass er hierzulande einfach irgendwann auf einem Streamingdienst auftaucht. Und wenn es soweit ist, dann schaut doch mal rein!




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